Nachruf auf Christian Gieseler „Gisi“

Gisi, 2018, Selfie mit S. Schmetzke

Unser langjähriger Kader-Trainer und OL-Freund Christian Gieseler ist am 28.04.2025 nach langer Krankheit im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen. Stellvertretend für den westfälischen Orientierungslauf und den Landeskader gedenkt ihm im folgenden Sebastian Schmetzke:

„Spielst du mit Werwölfe?“ – „Ja, gleich! Lass mich nur noch schnell die Karten für morgen eintüten“, antwortete Gisi gelassen mit warmherziger Stimme. Es hätte auch das Programmieren der SI-Stationen, eine andere notwendige Vorbereitung für einen OL, ein Training, eine Leitungsaufgabe, eine Planungsaufgabe oder „nur“ das Aufräumen der Gemeinschaftsküche sein können. Egal, was es war – wenn etwas für die Gemeinschaft der Orientierungsläufer zu tun war, dann hat Gisi es einfach gemacht. Dabei hat er uns immer den Eindruck vermittelt, dass es ihm Spaß macht, dass er es gerne erledigt. Nie sollte man ein schlechtes Gewissen haben. Aber wenn man gesehen hat, mit welcher Selbstverständlichkeit er die Dinge tat, dann war das meist ansteckend. Natürlich hat man ihm dann beim Eintüten der Karten oder beim Aufräumen der Gemeinschaftsküche geholfen, damit wir bald wieder mit ihm zusammen in der Gruppe sein konnten, um beispielsweise gemeinsam fröhlich bis tief in die Nacht Werwölfe zu spielen.

Weil er selbst nicht mehr rennen konnte, war Gisi beim Training des D-Kaders meistens Organisator, Zeitnehmer, Laufauswerter, Seelentröster und oft auch Animateur an Start und Ziel. Er strahlte dabei viel Ruhe aus, die sich auf andere übertrug. Selbst wenn jemand zum dritten Mal zum Start zurückkam, weil er einfach nicht in die Karte finden konnte, überzeugte Gisi ihn mit dem richtigen Coaching, es noch einmal zu versuchen – und am Ende wurde die Strecke geschafft. Gisis Zuversicht, gepaart mit der richtigen Hilfe, führte dazu, dass andere besser wurden und dass es anderen besser ging – nicht nur beim OL.

Gisi, Frühjahrslehrgang März 2023, wartet im Regen darauf dass die ersten aus dem Wald zurückkommen.

Für den deutschen und den westfälischen Orientierungslauf war Gisi Trainer und wichtiger Funktionär, ohne den vieles nicht hätte stattfinden können. Als die Organisation unseres JLVK 2024 in Westfalen auf der Kippe stand, weil unser Wettkampfleiter ausgefallen war, hat Gisi die Gesamtleitung übernommen – obwohl es ihm schon lange nicht mehr gut ging. Parallel zu Reha, neuen Diagnosen und Behandlungsversuchen hat er die Organisation des wichtigsten OL-Wettkampfes Deutschlands sehr erfolgreich geleitet und dabei einmal mehr seine Kraft genutzt, um zu motivieren und zu lenken – für das Gelingen unseres schönen Sports. Wir hoffen, das geschah nicht zu sehr zu Lasten der Zeit mit seiner Familie. Lob wollte er für sein Engagement keines, denn er hat es doch so gern getan.

Gisis eigene Karriere als Orientierungsläufer im Leistungssport fand wegen einer Krebserkrankung schon kurz nach seiner Zeit als Junior ein frühes Ende. Nachdem er sich ins Leben zurückgekämpft hatte, hat er einfach mit dem Sport weitergemacht. Im zügigen Gehen und mit sehr geschicktem Orientieren hat er manchen Läufer hinter sich gelassen und auch im Trail-Orienteering einige Erfolge gehabt.

Aber egal, welche sportlichen Erfolge Gisi ohne die Erkrankung hätte haben können – sie wären nie so wertvoll wie das, was er als Mensch bei seinen Mitmenschen erreicht hat. Dank Gisi ging es anderen gut. Je enger man mit ihm zu tun hatte, desto größer ist die Lücke, die er hinterlässt. Seiner Familie – ganz besonders seiner Frau Julia und den gemeinsamen Töchtern Alma und Edda – wünschen wir, dass es ihnen gelingt, zu bewahren, was er ihnen gegeben hat, und daraus Kraft zu schöpfen, um das Leben zu meistern.

Neue Laufserie in Lippe

Das OL-Team Lippe hat am vergangenen Sonntag mit einem Sprint in Oerlinghausen ihre neue Trainingsserie Lippischer Orientierungslauf Sommer (kurz LOS) vorgestellt.

Die Serie beinhaltet fünf Läufe in fünf verschiedenen Städten der Region Lippe. Angeboten werden werden immer drei Bahnen: kurz, mittel und lang, wobei die kurze Bahn auch für Anfänger*innen und Interessierte geeignet ist.

Der Auftakt in Oerlinghausen war ein voller Erfolg. Trotz regnerischen Wetters kamen 27 Läufer*innen im Alter von sieben bis 76 Jahren und absolvierten Bahnen zwischen 1,4 km und 3,2 km Länge (Luftlinie). Die Stadt Oerlinghausen mit ihren vielen Treppen und kleinen Gassen eignet sich besonders gut für Routenwahltraining, darum werden im Folgenden zwei Passagen vorgestellt. Länge und Höhenmeter stehen unter dem Bild, also erst überlegen und dann vergleichen!

Postenverbindung 4 zu 5: markiert sind drei Routenwahlen; rot gepunktet, rot gestrichelt und blau. Alle drei Routen führen zunächst der Luftlinie folgend die Gasse hinauf und trennen sich dann an der nächsten Straße. Zu entscheiden ist: welche Strecke ist am kürzesten und welche macht die wenigsten Höhenmeter?

Blau: 403 m, 35 Hm
Rot gestrichelt: 445 m, 25 Hm
Rot gepunktet: 461 m, 25 Hm

Postenverbindung 6 zu 7 ist vielleicht etwas schwieriger, da der Beginn nicht direkt durch die Luftlinie vorgegeben wird, dafür sind die Höhenmeter hier in der Entscheidung ehr zu vernachlässigen.

Blau: 156 m
Rot gestrichelt: 204 m
Rot gepunktet: 185 m

Die weiteren Termine des Lippischen Orientierungslauf Sommer stehen übrigens auch schon fest:
04.05.25 Sprint in Bad Salzuflen
15.06.25 Sprint in Lage
06.07.25 Sprint-Staffel in Lemgo
31.08.25 Langer Sprint in Detmold

Zum Tode von Alexander Lubina

Alexander Lubina (*10. 12. 1979 – +22. 3. 2022)

Mit großer Bestürzung erfuhren die Bottroper Orientierungsläufer am Mittwochmorgen         -23.3.2022- vom tragischen Unfalltod ihres erfolgreichsten Athleten, Alexander Lubina.

Als schon erfolgreicher Leichtathlet der Abteilung Leichtathletik von DJK Adler 07 Bottrop (im damaligen Schülerbereich) war er 1991 über Mutter und Bruder und in Absprache mit seinem Lauftrainer Peter Rönnspieß zusätzlich zur Abteilung Orientierungslauf von DJK Adler 07 Bottrop gestoßen.

Schnell hatte er in den Bottroper Trainingsgebieten (Köllnischer Wald und Kirchheller Heide) die Grundtechniken im OL erlernt. Schon 1993 holte er mit zwei Bottroper Teamkollegen die ersten beiden DM-Titel (Mannschaft und Staffel H-14). Ihnen folgten etliche weitere Deutsche Meistertitel, sowohl im Jugendbereich als auch in der Haupt-(Elite)klasse. In zahlreichen Staffelrennen stellte er sich in den Dienst der Mannschaft.

Nach seinen Teilnahmen bei den Juniorenweltmeisterschaften 1997 in Belgien und 1999 in Bulgarien wurde er international bekannt durch seinen 3. Platz bei der Park World Tour-Etappe 2000 in Shanghai (China). Es folgten Weltmeisterschaftsteilnahmen in Portugal (2001 Militär-WM), sowie der Schweiz (2003 und 2012), in Tschechien (2008) und Ungarn (2009).

Auch nach Beendigung seiner aktiven Zeit als Leichtathlet des TV Wattenscheid im Jahre 2008 blieb er dem Orientierungslauf (OL) treu, u. a. als Organisator und Bahnleger von OL-

Wettbewerben, sowie als Referent und als Trainer auf Bundesebene. Sein größter Erfolg als Trainer war der Gewinn des Juniorenweltmeistertitels in der Sprintdisziplin durch den von ihm betreuten Dortmunder Athleten Colin Kolbe im Jahre 2018 in Ungarn.

Alexander hat viele Jahre den Orientierungslauf in Bottrop mit geprägt.

Seine Begeisterung und seine Erfolge motivierten den Nachwuchs der Abteilung. Er wird unvergessen bleiben.

Unseren Abschiedsschmerz teilen wir mit seiner Partnerin Sabine, seinem Sohn Tio und seinen Geschwistern Katja und Felix.

Die Orientierungsläuferinnen und Orientierungsläufer von DJK Adler 07 Bottrop

2011 Startläufer in der Jukolastaffel in Finnland
2014 Konkurrenten in der H35: Alexander Lubina und Ingo Horst

Autoren: Dieter und Karin Schlaefke

Westfalens schönste OL Karte

Im Rahmen der Serie Deutschlands beste O-Sport Karte und Gelände hatte Uwe Dresel neben der bundesweit vorgestellten Karte auch noch eine erstaunliche Karte in Westfalen wieder gefunden.

Dänisches Gelände – Mitten in Westfalen

Am Nordrand des Ruhrgebiets liegt das Gebiet, das bei seiner ersten Nutzung bei den Deutschen Staffelmeisterschaften 1988 die Teilnehmer in Erstaunen versetzte. Die Geländeformen des „Waldbeerenberg“ sind eher im mittleren Dänemark oder in Danzig zu vermuten und nicht in der Mitte von Westfalen.
Während der Kreidezeit lagerten sich Quarzsande in einem Hügelland des südlichen Münsterlands ab. Zusätzlich drangen die Gletscher der Saale-Eiszeit vor ca. 200 000 Jahren bis in diese Region vor und formten die Sandflächen. Heute liegt hier der Naturpark Hohe Mark mit einer Größe von ca. 2000 km².

Nachdem Uwe für die SU Annen in den Mittelgebirgen entlang der Ruhr einige Karten erstellt hatte, zog es ihn in die das eiszeitliche Hügelland nördlich des Ruhrgebiets. Hier entstand die OL-Karte „Stimberg“, die für den JLVK 1985 sowie die Ultralang-Bestenkämpfe 1986 genutzt wurde. Im Jahr 1988 folgt die Karte „Waldbeerenberg“ für den Deutschen Staffelmeisterschaften sowie später die Karte „Jammertal“. Einen weiteren Meilenstein stelle auch die Kartierung der „Borkenberge“ für die Meisterschaften der Britsh Army Germany dar, die dieses Gelände als Truppenübungsplatz nutzten.

Warum genau diese Karte?

Im Gegensatz zu Geländen, die in den Mittelgebirgen und insbesondere in Westfalen vorkommen, ist am „Waldbeerenberg“ ein ständiges, genaues Kartenlesen des Höhenbildes gefordert. Zusätzlich gibt es durch die Täler und Mulden interessante Routenwahl-möglichkeiten. In dem Wald wechselt häufig der Bewuchs vom super offenem Buchenwald bis zu teilweise dichtem Fichtenbestand. Auch verteilt sich die Steigung auf die gesamte Bahn. Zumindest in den 80iger Jahren waren Laufzeit von knapp über 5 min/km Lauflinie möglich.

Welche Distanz/ welches Training eignet sich auf dieser Karte am besten?

Die Karte eignet sich sehr gut für ein Mittel-OL-Training. Gut geeignet sind auch Trainingsformen mit Karte, die nur das Braunbild zeigen oder ohne das Wegenetz gedruckt werden. Hier liegt der Fokus auf dem Orientieren nach Höhekurven.

Welche Erinnerungen hast du an die Karte und die DM-Staffel-OL 1988?

Da ich von 1985-1990 als Bundestrainer für den Nachwuchs tätig war, hatte ich gute Kontakte zu den Trainern der anderen Nationen. Es gab daher in dieser Zeit mehrere Trainingslager von Junioren-Teams verschiedener Nationen im westlichen Westfalen – auch zur Vorbereitung auf die Junioren-WM 1991 in Deutschland. 1988 folgten die frisch gebackenen Junioren-Weltmeister aus Dänemark meiner Einladung zu dem OL-Wochenende der SU Annen. Die jungen Dänen gingen in allen Wettkämpfen an den Start und dominierten im Staffelrennen die Herren-Konkurrenz von Beginn an. Am Ende lag das erste Team über 10 Minuten vor dem Deutschen Meister vom OLV Uslar. Auf ihren Erfolg im Interview angesprochen, gaben sie an, sich wie zu Hause in Jütland gefühlt zu haben.

Welchen geografischen Vorteil siehst du allgemein in OL-Deutschland?

Deutschland hat eine riesige Spannbreite von Geländen. Allein das Beispiel Westfalen und Naturpark Hohe Mark zeigen, dass in vielen Bundesländern unerwartet interessante Gelände vorhanden sind. Sie müssen nur durch OL-Vereine erschlossen werden. Oft reichen sie schon aus, um einer großen Anzahl von Wettkämpfern neue OL-Erfahrungen zu vermitteln.

Absage wegen Corona

Die bis zum Sommer geplanten Wettkämpfe in NRW sind wegen der Beschränkungen zur Corona Pandemie abgesagt, bzw. ins Jahr 2021 verschoben. Ob die Wettkämpfe im Herbst stattfinden, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.