
Unser langjähriger Kader-Trainer und OL-Freund Christian Gieseler ist am 28.04.2025 nach langer Krankheit im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen. Stellvertretend für den westfälischen Orientierungslauf und den Landeskader gedenkt ihm im folgenden Sebastian Schmetzke:
„Spielst du mit Werwölfe?“ – „Ja, gleich! Lass mich nur noch schnell die Karten für morgen eintüten“, antwortete Gisi gelassen mit warmherziger Stimme. Es hätte auch das Programmieren der SI-Stationen, eine andere notwendige Vorbereitung für einen OL, ein Training, eine Leitungsaufgabe, eine Planungsaufgabe oder „nur“ das Aufräumen der Gemeinschaftsküche sein können. Egal, was es war – wenn etwas für die Gemeinschaft der Orientierungsläufer zu tun war, dann hat Gisi es einfach gemacht. Dabei hat er uns immer den Eindruck vermittelt, dass es ihm Spaß macht, dass er es gerne erledigt. Nie sollte man ein schlechtes Gewissen haben. Aber wenn man gesehen hat, mit welcher Selbstverständlichkeit er die Dinge tat, dann war das meist ansteckend. Natürlich hat man ihm dann beim Eintüten der Karten oder beim Aufräumen der Gemeinschaftsküche geholfen, damit wir bald wieder mit ihm zusammen in der Gruppe sein konnten, um beispielsweise gemeinsam fröhlich bis tief in die Nacht Werwölfe zu spielen.
Weil er selbst nicht mehr rennen konnte, war Gisi beim Training des D-Kaders meistens Organisator, Zeitnehmer, Laufauswerter, Seelentröster und oft auch Animateur an Start und Ziel. Er strahlte dabei viel Ruhe aus, die sich auf andere übertrug. Selbst wenn jemand zum dritten Mal zum Start zurückkam, weil er einfach nicht in die Karte finden konnte, überzeugte Gisi ihn mit dem richtigen Coaching, es noch einmal zu versuchen – und am Ende wurde die Strecke geschafft. Gisis Zuversicht, gepaart mit der richtigen Hilfe, führte dazu, dass andere besser wurden und dass es anderen besser ging – nicht nur beim OL.

Für den deutschen und den westfälischen Orientierungslauf war Gisi Trainer und wichtiger Funktionär, ohne den vieles nicht hätte stattfinden können. Als die Organisation unseres JLVK 2024 in Westfalen auf der Kippe stand, weil unser Wettkampfleiter ausgefallen war, hat Gisi die Gesamtleitung übernommen – obwohl es ihm schon lange nicht mehr gut ging. Parallel zu Reha, neuen Diagnosen und Behandlungsversuchen hat er die Organisation des wichtigsten OL-Wettkampfes Deutschlands sehr erfolgreich geleitet und dabei einmal mehr seine Kraft genutzt, um zu motivieren und zu lenken – für das Gelingen unseres schönen Sports. Wir hoffen, das geschah nicht zu sehr zu Lasten der Zeit mit seiner Familie. Lob wollte er für sein Engagement keines, denn er hat es doch so gern getan.
Gisis eigene Karriere als Orientierungsläufer im Leistungssport fand wegen einer Krebserkrankung schon kurz nach seiner Zeit als Junior ein frühes Ende. Nachdem er sich ins Leben zurückgekämpft hatte, hat er einfach mit dem Sport weitergemacht. Im zügigen Gehen und mit sehr geschicktem Orientieren hat er manchen Läufer hinter sich gelassen und auch im Trail-Orienteering einige Erfolge gehabt.
Aber egal, welche sportlichen Erfolge Gisi ohne die Erkrankung hätte haben können – sie wären nie so wertvoll wie das, was er als Mensch bei seinen Mitmenschen erreicht hat. Dank Gisi ging es anderen gut. Je enger man mit ihm zu tun hatte, desto größer ist die Lücke, die er hinterlässt. Seiner Familie – ganz besonders seiner Frau Julia und den gemeinsamen Töchtern Alma und Edda – wünschen wir, dass es ihnen gelingt, zu bewahren, was er ihnen gegeben hat, und daraus Kraft zu schöpfen, um das Leben zu meistern.